Sechs goldene Regeln zu verständlichen Texten

Lesen ist Arbeit, und diese will belohnt sein – durch Unterhaltung, Information oder eine Erkenntnis. Bleibt die Belohnung aus, ist der Leser frustriert und tut sich Ihre Texte nicht so bald wieder an. Machen Sie es ihm also so leicht wie möglich, indem Sie Ihre Texte verständlich schreiben – und damit sich die Chance erhöht, dass Ihre Botschaften ankommen. Sechs goldene Regeln helfen Ihnen dabei.

Regel 1 – Verwenden Sie Wörter, die Ihr Publikum kennt

Schreiben Sie für Experten oder für Laien? Die Antwort auf diese Frage entscheidet, ob und welche Fremdwörter und Fachbegriffe Sie benutzen dürfen. Schreiben Sie für Laien, sollten Sie beides meiden. Schaffen Sie zudem Klarheit, indem Sie einmal eingeführte Begriffe wiederholen, statt den Leser mit einem bunten Strauss an Synonymen zu verwirren.

Tipp 1: Lieber mehrmals das gleiche Wort als tausend Synonyme. Und: Keine Fach- und Fremdwörter.

Regel 2 – Verwenden Sie einfache und schlanke Wörter

Halten Sie sich an etablierte Begriffe und verzichten Sie auf neue Wortschöpfungen. Meiden Sie zudem Reihen wie «das Projekt ist mach-, finanzier- und personalpolitisch vertretbar». Verzichten Sie auf Allerweltswörter wie «individuell» oder «dynamisch», denn diese Wörter haben ihre Aussagekraft durch ihre Omnipräsenz verloren.

Ebenso sollten sie Unwörtern wie «Vorgehensmethodik» aus dem Weg gehen – Wörter, die sich wichtiger machen als sie sind, um vermeintlich klug oder formell zu klingen. In diese Kategorie fallen auch Dopplungen wie Tautologien («Messgrössen und Kennzahlen») und Pleonasmen («der weisse Schimmel»). Auch sie haben in leicht verständlichen Texten nichts verloren.

Tipp 2: Bewährte, allgemein verständliche Wörter verwenden – keine Allerweltswörter und neue Wortschöpfungen.

Regel 3 – Verwenden Sie konkrete Substantive und Verben

Nutzen Sie wo immer möglich aussagekräftige Verben anstelle von Substantivierungen.

Unklar: Die grosse Kammer traf gestern den Beschluss über die Annahme der Gesetzesvorlage.

Verständlich: Die grosse Kammer nahm das Gesetz gestern an.

Tipp 3: Schreiben Sie in Handlungen: Verben anstatt Substantive.

Regel 4 – Bilden Sie kurze Sätze

Reihen Sie Informationen in kurzen, leicht verständlichen Sätzen aneinander – eine nach der anderen, wie Perlen an einer Kette.

Unklar: In dem Buch werden mittels anschaulicher Grafiken und Fallstudien die Ursachen von Hunger in Entwicklungsländern wie anhaltende Armut, Ernteeinbussen durch Wetterereignisse und klimatische Bedingungen sowie die Nahrungsmittelverschwendung in Industrieländern erläutert.

Verständlich: Das Buch erläutert die Ursachen für Hunger in Entwicklungsländern. Dazu gehören anhaltende Armut, Ernteeinbussen durch Wetterereignisse und klimatische Bedingungen sowie die Nahrungsmittelverschwendung in Industrieländern. Das Buch enthält anschauliche Grafiken und Fallstudien.

Verzichten Sie ausserdem auf Schachtelsätze (siehe auch Regel 5). Schachtelsätze entstehen, wenn Sie Hauptsätze durch Nebensätze und Einschübe unterbrechen. Reihen Sie stattdessen mehrere Sätze aneinander.

Unklar: In dieser Nacht, in der die Wolken sämtliche Sterne verdunkelten und ihre Gedanken um die Geschehnisse des letzten Tages kreisten, machte sie kein Auge zu.

Verständlich: In dieser Nacht war kein einziger Stern zu sehen. Ihre Gedanken kreisten um die Geschehnisse des letzten Tages, sie machte kein Auge zu.

Tipp 4: Schreiben Sie in kurzen Hauptsätzen.

Regel 5 – Bilden Sie einfache Sätze

Vermeiden Sie sogenannte Satzklammern. Diese treten auf bei trennbaren Verben sowie Verbindungen von Verben mit Hilfsverben, Modalverben und festen Präpositionen. Dabei steht das konjugierbare Verb im vorderen Teil des Satzes, während der zweite Teil der Klammer am Ende des Satzes folgt. Je weiter entfernt die Klammerteile voneinander liegen, umso schwerer verständlich ist der Satz. Holen Sie deshalb den zweiten Teil der Klammer wenn immer möglich nach vorne oder suchen Sie nach einer alternativen Formulierung.

Unklar: Diese treten bei trennbaren Verben sowie Verbindungen von Verben mit Hilfsverben, Modalverben und festen Präpositionen auf.

Verständlich: Diese treten auf bei trennbaren Verben sowie Verbindungen von Verben mit Hilfsverben, Modalverben und festen Präpositionen.

Meiden Sie zudem ausufernde Nominalgruppen:

Unklar: Die für Mitarbeitende schwer nachvollziehbare Reorganisation der Fertigung des vergangenen Jahres…

Verständlich: Die letztjährige Reorganisation der Fertigung war für die Mitarbeiter schwer nachvollziehbar…

Dasselbe gilt für Klemmkonstruktionen, bei denen unzählige Wörter zwischen Artikel und Hauptwort «geklemmt» werden:

Unklar: Bei der von der an die übergeordnete Behörde berichtenden zuständigen örtlichen Amtsstelle zu bewilligenden Kundgebung…

Verständlich: Die Kundgebung muss von der zuständigen örtlichen Amtsstelle bewilligt werden, wobei das Amt einer übergeordneten Behörde berichten muss. Bei dieser Kundgebung…

Tipp 5: Nehmen Sie verschachtelte Sätze auseinander.

Regel 6 – Vermeiden Sie Passiv­konstruktionen

Passivkonstruktionen sind beliebt, weil sie den Akteur einer Handlung im Dunkeln lassen. Sie erschweren aber das Verständnis.

Unklar: Sollte die zollfreie Einfuhr von diesem Produkt künftig verunmöglicht werden, wird es nicht mehr rentabel produziert werden können.

Verständlich: Verbietet die Regierung, dieses Produkt künftig zollfrei einzuführen, können wir es nicht mehr rentabel produzieren.

Tipp 6: Schreiben Sie aktiv.

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